Interview mit Gregor Demblin - Visionär, Gründer und selbst Patient bei tech2people

In diesem Interview erzählt Gregor Demblin, was ihn dazu inspiriert hat, tech2people zu gründen, was das besondere an tech2people ist und wie er den Neuro-Rehabilitationsbereich revolutionieren möchte.

tech2people: Wie kam es zur Gründung von tech2people?

Gregor Demblin: Seit meinem Unfall vor fast 30 Jahren war es mein großer Traum, wieder stehen und gehen zu können. 2017 habe ich mir diesen Traum erstmals erfüllen können. Dennis Veit (heute unser leitender Physiotherapeut) kam damals alle 14 Tage mit seinem privaten Exoskelett nach Wien und wir starteten mit einer regelmäßigen Gangtherapie.
Heute kann ich sagen, dass die Exoskelett-Therapie mein Leben verändert hat. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, sich selbst wieder in einer stehenden Position zu sehen, mit anderen Menschen auf Augenhöhe zu kommunizieren und die Welt wieder von oben zu sehen. Dazu kommen die vielen positiven gesundheitlichen Auswirkungen auf Kreislauf, Atmung, Verdauung und Blasenfunktion. Auch die Abnahme meiner Knochendichte konnte ich stoppen.

Bereits während meines ersten Gangtrainings mit dem Exoskelett wusste ich, dass ich die Therapie auch anderen Menschen ermöglichen muss.

So war die Idee zur Gründung von tech2people geboren.

tech2people: Wie fühlt es sich an, in deinem eigenen Therapiezentrum zu gehen?

Gregor Demblin: Ich bin immer aufs Neue überwältigt, wenn ich ins Therapiezentrum komme. Vor dem Umzug in die Seestadt waren wir in den verschiedensten Krankenhäusern eingemietet. Die langen Gänge haben sich sehr gut angeboten für eine Gangtherapie allerdings ist ein Krankenhaus natürlich kein Ort mit Wohlfühlcharakter. Genau einen solchen Ort wollte ich aber schaffen und ein Therapiezentrum errichten, das man gerne besucht. Unser neuer Standort in der Seestadt verfügt über viele sehr helle Räume und die Aussicht auf den See ist wirklich schön.

Mittlerweile komme ich nicht mehr nur zur Gangtherapie mit dem Exoskelett, sondern mache auch sehr regelmäßig Ergotherapie. Meine Rumpfstabilität kann ich auf dem Hirob sehr gut trainieren und vom RT300 mit funktioneller Elektrostimulation profitiere ich auch sehr.

tech2peoeple: Was ist das besondere am tech2people Therapiezentrum?

Gregor Demblin: Ich kann stolz sagen, dass wir hier eines der modernsten und größten ambulanten robotischen Neuro-Rehabilitationszentren betreiben und durch unser Angebot eine Versorgungslücke schließen.

Zwar haben wir in Österreich eine gute stationäre Versorgung mit robotischen Therapiegeräten, dennoch sind viele Patient*innen mit dauerhaften Einschränkungen auf eine längerfristige Therapie angewiesen und hier kommen wir ins Spiel.

Eine typischer Schlaganfallpatient zum Beispiel verbringt etwa zwei Monate in einer stationären Rehabilitationseinrichtung. Das Gehirn kann aber noch viel länger Funktionen neu erlernen und übernehmen. Gleiches gilt für Querschnittlähmungen.

Wir haben auch einige Patienten mit Multiple Sklerose, die von unseren robotischen Therapien unglaublich profitieren und ihre Verläufe stabilisieren.

Besonders an unserem Therapiezentrum ist aber sicherlich auch unser Team. Mittlerweile arbeiten bei uns 6 Physiotherapeuten, 2 Ergotherapeuten und ein Neurologe. Gemeinsam arbeiten sie an Konzepten zur Therapieoptimierung.

tech2people: Wie möchtest du den Rehabilitationsbereich revolutionieren?

Gregor Demblin: Mir ist es ein großes Anliegen, die Verbreitung von robotischen Therapiegeräten in der Physio-, Ergo und Neurotherapie zu fördern. Wir haben noch keine konkreten Pläne, aber ich könnte mir vorstellen, dass wir unser Angebot ausbauen und weitere Zentren errichten. Wir haben zahlreiche Anfragen von Patienten, die gerne eine Therapie bei uns machen möchten, jedoch aus Distanzgründen nicht regelmäßig kommen können.

Außerdem möchte ich gerne verstärkt mit Startups, Entwicklern und Geräteherstellern kooperieren. Wir sind eine der wenigen Einrichtungen, bei denen Patientinnen neue Technologien testen dürfen. Wir hatten bereits einzelne Forschungsprojekte bei uns und freuen uns auch, wenn wir technologischen Fortschritt unterstützen können.

Ich bin ja der festen Überzeugung, dass Exoskelette eines Tages Rollstühle ersetzen werden.

 

Ein Interview mit Gregor Demblin und dem Stern Magazin finden Sie in der Bildergalerie.

 

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